Helga Kandt: WIE ALLES BEGANN
Im Juni 1990 folgte ich einer politischen Einladung nach Berlin-Kreuzberg. Dort lernte ich Alisa Fuss kennen, die das Symposium leitete und die damalige Präsidentin der Internationalen Liga für Menschenrechte war. An diesem Wochenende erlebte ich die Kämpferin gegen Rassismus und Antisemitismus, eine Kritikerin der deutschen und israelischen Politik, hautnah, lebendig, schnörkellos. Ihr vorrangiges Credo an diesem Wochenende war, verstärkt brückenbauende Projekte für die palästinensische Bevölkerung ins Leben zu rufen und voranzutreiben. Ich erlebte sie als Mahnerin – gradlinig, unmissverständlich, konkret -, die versuchte zu integrieren, Feindschaft und Feinddenken zu überwinden.
Von dieser Menschenrechtsaktivistin Alisa Fuss war ich so beeindruckt, dass ich schon auf meiner Heimreise von Berlin nach Köln beschloss, eine Gruppe zu gründen, die sich für Frieden, Freiheit, Gerechtigkeit einsetzt. Und nachdem ich dann im Juli von Rachel Freudenthal, der Gründerin der israelischen Frauenorganisation WOMEN IN BLACK, Jerusalem, das Plazet zur Gründung einer entsprechenden Gruppe in Köln erhalten hatte, setzte ich meinen in Berlin gefassten Beschluss in die Tat um.
Hinweis: EIN LEBEN FÜR DIE MENSCHENRECHTE
Denkschrift für Alisa Fuss
Copyright: Berlin, April 2009, Dirk Arntz und Bildungswerk Berlin
der Heinrich-Böll-Stiftung e.V.
Seit Oktober 1990 demonstrieren, protestieren und mahnen wir Kölner FRAUEN IN SCHWARZ
freitags im Zentrum Kölns für
- Frieden
- Freiheit
- Gerechtigkeit!
Wir sind eine unabhängige Gruppe und gehören keiner Partei oder Organisation an. Auf der Ebene von „Basisarbeit von unten“ (Graswurzelebene) versuchen wir, eine Öffentlichkeit zur Unterstützung unserer politischen Arbeit zu mobilisieren. Durch die Kontinuität unseres Rituals, das darin besteht, dass wir uns regelmäßig öffentlich schwarz gekleidet versammeln, artikulieren wir unseren Widerstand, auch und gerade gegen unsere eigene Regierung. Die Farbe SCHWARZ symbolisiert sowohl die traditionelle Zuschreibung der gesellschaftlich marginalisierten Rolle von Frauen als auch die Trauer über Kriege und Kriegsopfer
Seit Beginn der ersten Intifada 1988 halten Frauen in schwarzer Kleidung in Israel Mahnwachen ab, um mit dem Slogan „Stop the Occupation“ das Ende der Besatzung zu fordern. Sie griffen damit eine Form des Protestes auf, die 1972 in Argentinien entstand (Mütter von der Plaza de Mayo). Aufgrund unserer vor allem durch die grauenhaften Naziverbrechen belasteten Geschichte fühlen wir uns mit den Menschen in Israel/Palästina in besonderer Weise verbunden und treten darum für die strikte Einhaltung des Völkerrechts sowie der Menschenrechte und damit für eine gerechte Friedenslösung ein.
Sehen Sie dazu auch die Chronik.